Sechs Stunden bis Honolulu, drei Stunden in Honolulu und nochmal sechs Stunden bis Tahiti, das ist der Plan für den heutigen Tag. Das Flugsicherheits-Video von Hawaiian Airlines ist das netteste seit dem Rap bei Southwest Airlines, wenn man das auf YouTube findet, solltet Ihr es Euch mal ansehen, einfach sympathisch! Und es vermittelt gleich einen Eindruck von der Lebenseinstellung der Polynesier, die mich an afrikanisches Hakuna Matata erinnert. Die Flugbegleiter lächeln die ganze Zeit und sie bewegen sich, als würden sie tanzen. Bei einem Schwätzchen zwischendurch betont unser Purser Ikaika, wie schön seine Heimat ist und wie lecker die Küche und auch, wie teuer das Wohnen. Unter einer Million Dollar bekommt man in Honolulu kein Eigenheim mit mehr als zwei Zimmern. Wir landen auf Oahu und werden von lächelnden Menschen in knallgelben Warnwesten mit handschriftlichen Listen in Empfang genommen. Das Gate für den Flug nach Papeete? „Steht hier nicht drauf. Ähm, wohin?“ fragt mich eine Dame und ich beginne, mir ernsthaft Sorgen zu machen, ob es unser Gepäck in den richtigen Flieger schafft. Das Ticket hatte ich nicht als Durchgangstarif gebucht, sondern mit Trick 17, um ein bißchen zu sparen, eines von Las Vegas über Honolulu mit Stopover nach Osaka und eines von Honolulu nach Papeete und zurück. Inzwischen stellt sich heraus, Gate 31 soll es sein. In einem völlig überfüllten, aber eiskalt klimatisierten Bus fahren wir zu einem anderen Terminal, wo wir zunächst an Gate 25 halten und der Busfahrer zur allgemeinen Erheiterung durchsagt, er öffne nur die vordere Tür. Wir steigen bei 31 aus und suchen uns ein Restaurant, wo ich die schärfsten Pommes meines Lebens serviert bekomme. „Gib’s zu, das ist Drachenfutter, damit sie besser Feuer speien können“ grinse ich die unheimlich nette Kellnerin an und sie lacht über das ganze Gesicht. Das kann ja heiter werden mit mir und der polynesischen Küche!
Auch die zweiten sechs Stunden im modernen A 330 vergehen schnell, denn ich bin mit der Erstellung des USA-Reisefilms beschäftigt. Die Steckdosen an jedem Sitzplatz ermöglichen es mir, die ganze Zeit über daran zu arbeiten und als ich das erste Mal überhaupt zur Uhr gucke, sind es nur noch 90 Minuten bis Papeete. Ich denke heute an Maria, meine Urlaubsbekanntschaft von der La Reata Ranch, und frage mich, ob sie bei ihrer Anschlussreise nach Nordkanada die von ihr erhofften Eisbären vor die Linse bekommen hat. Ich muss sie dringend mal antexten.
Ich freue mich darauf, die nächsten drei Wochen nicht mit dem typisch amerikanischen „How are you guys?“ angesprochen zu werden, während am Kofferband ein Gepäckstück nach dem anderen auf Rundreise geht. Die Minuten vergehen und keine Spur von meiner Zebra-Tasche. Anfangs scherze ich noch und meine Gedanken wandern zu den handschriftlichen Listen in Honolulu und – argh – dann hatten wir ja noch die Gate-Änderung. Wenn die Koffer nicht kommen, haben wir sie auch nicht auf der Aranui, weiß ich, denn die Verbindung aus Hawaii geht nur einmal die Woche und unser Schiff legt Samstag ab. Bange Minuten vergehen und dann sehe ich endlich, endlich unsere Sachen angefahren kommen. Mehr als erleichtert lächeln wir uns an. Das ist ja nochmal gut gegangen!
Wir erreichen unser B&B und im Wifi erfahre ich, dass Cora, die zauberhafte Hündin meiner Schwester, sieben kleine, zuckersüße Labrador-Welpen zur Welt gebracht hat. Zum Küssen, und ich bin nicht da 😦
Außerdem finde ich in meinem Email-Eingang eine Mail von Maria. Ist das nicht witzig? Gedankenübertragung… Sie hat Eisbären gesehen! Freut mich riesig für sie.
Wir sind jetzt für die nächsten drei Wochen genau 12 Stunden zurück. Es ist also zurzeit viertel vor 10 morgens am 30. Juli und wir sitzen am Gate und warten auf unseren kurzen Flug rüber nach Moorea. Zurück geht es per Fähre, aber ich muss das einmal von oben sehen!