Tag 13-15, 5.-7.2.2021
Ort: Jambiani, Sansibar
o/n: Kipepeo Lodge
Mitten in der Nacht schrecke ich hoch, weil mir eine fette Ladung Gischt ins Gesicht spritzt. Es schifft, blitzt und donnert und die Palmenwipfel vor meiner kleinen Dachterrasse, wo ich die Nacht verbringe, biegen sich wütend im pfeifenden Sturm. Für einen Augenblick wähne ich mich auf einer mittelalterlichen Kogge auf dem Weg in die Neue Welt. Alles dreht sich. So viel Wein war das doch gar nicht gestern Abend!
Nach unserer ereignisreichen Safari sind wir inzwischen gut auf der Koralleninsel Sansibar gelandet, die im Moment zum Hotspot aller Spacken dieser Welt avanciert. Goa ist zu, Bali ist zu, Philippinen sind zu, Thailand ist zu – also alles twende Zanzibar? Scheint so! Zum Glück war ich vorab über die Situation im Bilde und habe eine private Villa für uns gebucht. So einfach es auf Safari auch ist, Kontakte zu vermeiden, so anstrengend ist es in einem Strandhotel, wenn die Mehrheit der anderen Gäste auf die Coronaregeln pfeift. Was laufen hier für irre Gestalten im sonst so beschaulichen Jambiani herum? Ungläubig schauen Corina und ich uns an. Hier ist wirklich alles dabei: Glatzen in Muskelshirts und weißen Turnschuhen mit Panzer-Tattoo auf dem Oberkörper feiern gemeinsam mit Hippies in Batik-Hosen und Joint im Mundwinkel, während die Zanzibaris kopfschüttelnd aber geschäftstüchtig für flüssigen Nachschub sorgen. Ich bin heilfroh, dass die Beachbars in jede Richtung mindestens 500 Meter von unserem Refugium entfernt liegen, weit genug, um mich tags wie nachts vor den Klängen von Schrabbelmusik und Gebrüll zu verschonen. Ich höre nur die Wellen und den Wind, jetzt zur Sekunde gerade fortissimo! Was für ein Sturm! Ich bin echt klatschnass.

Nachdem wir gestern gelandet waren hatten wir zunächst unser dringlichstes Problem namens TONIC WATER zu lösen. Es sei auf der ganzen Insel ausverkauft, so heißt es.
Zum Glück treiben wir in einer abgerockten Kaschemme am Straßenrand noch fünf Liter auf. Jetzt noch ein paar Flaschen Weißwein, ein paar mehr Flaschen Kilimandscharo-Bier, natürlich Konyagi – so heißt der lokale Gin – etwas Campari, und die Abende sind gerettet. Es ist sehr heiß auf der Insel und das klimatisierte Auto, das uns an die Ostküste bringt, ist ein gerade kürzlich deutlich vermisster Luxus. „Wilson, can you please put on the AirCon?“ hatte ihn einst ein Gast gebeten. Haha!
Corina, die vorausgeflogen war und uns am Flughafen abholt, hat frische Litischis besorgt. „Die Schale aufbeißen, dann auslutschen und die Reste wirft man hier auf der Insel einfach aus dem Fenster, die holen sich die Vögel.“ Kein Getränk könnte gerade erfrischender sein als diese liebe Aufmerksamkeit! Mirko kurbelt später das Fenster herunter, guckt mich schief an und tut, wie ihm geheißen. „Wie die Asis!“ Er grinst. „Echt“, stimme ich voller Unbehagen zu und gucke mich nochmal um. Aber niemand schimpft erhobenen Zeigefingers mit uns. Hakuna shida.