Karibu sana Tanzania!

Tag 2+3, 25.+26.1.2021
Ort: Usa River, Arsuha
o/n: Blues&Chutney Country B&B

Klong! Ich habe mich an einer Mango gestoßen! Ganz schön hart, die Dinger, wenn sie noch im Baum und mitten im Weg hängen 😉

Bei herrlichem Sonnenschein und jetzt am Morgen noch moderaten Temperaturen gehen wir mit Leonard wandern. „Mensch, Dich habe ich in den letzten sechs Monaten beinahe häufiger gesehen, als manchen Kollegen in Deutschland“, sage ich zur Begrüßung und wir müssen beide schmunzeln. Schon im Juni und im August war ich mit ihm auf Tour gegangen, denn ich schätze seine ausgeprägten Kenntnisse über all das, was hier rund ums Jahr blüht, wächst und gedeiht. Früher einmal war er am Kilimandscharo aktiv. Erst als Träger, später als Guide. Er war mehr als 100 Mal auf dem Gipfel, kennt alle Routen. Inzwischen ist er zu alt für die Strapazen, meint er, und hat sich als lokaler Wanderführer für Touren durch die Dörfer an den Ausläufern des Mount Meru selbständig gemacht.

Das dörfliche Leben zu erkunden ist für mich immer wieder auf’s Neue ein Highlight zu Beginn einer Reise in exotische Gefilde, und das geht nun einmal am allerbesten zu Fuß. Wie gewohnt sind wir die Attraktion schlechthin auf jeder Dorfstraße, denn es gibt zurzeit kaum Touristen und die wenigen, die kommen, wandern in aller Regel nicht. Es ist wirklich die Frage, wer hier eigentlich neugieriger guckt, die Dörfler oder wir. Wenn unsere Blicke sich aus Versehen begegnen, endet es meist in einem verlegenen Grinsen auf beiden Seiten. Erwischt! Es ist dieses Wechselspiel auf Augenhöhe, was es so durch und durch sympathisch macht.

Wir passieren gepflegte Gärten vor einfachsten Häuschen, schwer schuftende Männer auf den Feldern (das sind Oberkörper hier, das kann kein Fitnessstudio :-)!) und knatternde Moped-Taxen, die geschäftig umhersausen. Das reichlich vorhandene Wasser an den fruchtbaren Hängen des 4566 Meter hohen Meru sorgt für eine üppige Vegetation. Die Natur pflanzt Blumen in allen Farben des Regenbogens quer durch die Landschaft und die Menschen ihrerseits riesige Bougainvillea-Bögen, einladend und hübsch vor ihren Häusern. Aufgeräumt ist es und ordentlich, es liegt auch kein Plastikmüll (mehr) am Straßenrand. Das Programm der Regierung zur Vermeidung von Müll funktioniert besser als bei uns.

Als mittags die Schule aus ist, begegnen uns alle paar Hundert Meter Gruppen von Kindern in ihren bunten Schuluniformen. Zuerst die ganz Kleinen, die uns skeptisch beäugen und hinter vorgehaltener Hand tuscheln: „mzungu!“ – das sind wir. Weiße. Zuckersüß, wie sie Händchen haltend immer zu zweit oder zu dritt die Feldwege entlang spazieren, einen kleinen Rucksack mit VISA-Card-Werbung auf dem Rücken tragend. Einer schielt schlimm und geht alleine. Armer Tropf, ich hoffe, auch du findest einen Freund.

Reisebusse quetschen sich über unwegsame und matschige Straßen und an akkurat gestutzten Hecken entlang bis in die letzen Winkel der Orte. Das geht nicht ohne Aussteigen und Maßnehmen vonstatten. Vor, zurück, passt nicht wirklich, aber Augen zu und durch! Die Hupe ertönt, doch wo eigentlich kein Platz ist, passt doch noch fix ein Piki Piki, so heißen die Moped-Taxen, hindurch. Der Jockey kassiert ein paar passende Worte vom Busfahrer und sieht zu, dass er Land gewinnt.

All die Mamas, die mit ihren sauber aufgestapelten Zwiebeln, Avocados und allem, was man so braucht, vor ihren Läden hocken, begrüßen uns wohlwollend und mit einem Lächeln auf den Lippen. Es ist dieses afrikanische Lächeln, offen und herzlich, voller Freundlichkeit und neugieriger Erwartung. „Matunda, Matunda!“, rufen sie uns zu. Möchte jemand FRÜCHTE?

Ich erstehe lieber eine eisgekühlte Cola. Und die ist nicht so leicht zu finden! Der Tansanier an sich mag Getränke eher warm. Warme Cola, warmes Bier. Na, lecker! Aber als ich nach „Coca Cola baridi?“, kalter Cola, frage, ernte ich ein wissendes Grinsen und werde aus den Tiefen des Ladens bedient. Nach inzwischen fünf Stunden zu Fuß bei 30 Grad ist das zischende Geräusch beim Abschrauben des Deckels genau das richtige für meine Lebensgeister! Wir haben zwar genug Wasser in unseren Trinkflaschen, aber eins wird sich in diesem Leben auch nicht mehr ändern: labberiges Wasser ohne Kohlensäure mag Maren nicht 😉

So ein ausgiebiger Spaziergang ist nach dem langen Flug nicht nur gut für die Beine, sondern auch gut für Geist und Seele. Frische Luft atmen, Sonnenstrahlen auf der Haut spüren, Pläne schmieden, die kommenden Tage in Gedanken durchspielen… Ob wir wieder so viele Sterne sehen werden wie zuletzt im August? Hier in Afrika, wo die Luft klar und nachts nicht durch künstliches Licht „verschmutzt“ ist, hat Philipp vor ein paar Monaten bei den Maasai die allerschönsten Fotos von der Milchstraße gemacht. „Man, you should have seen us, on the way to Venus, WALKING ON THE MILKY WAY, it was quite a day…!“ sangen die Jungs von ORCHESTRAL MANOEUVRES IN THE DARK zu meinen Abi-Zeiten. Und seit jenem Abend im August auf der Maasai Lodge war mir klar, dass ich mir diesen Titel würde ausleihen müssen, wenn ich jemals die Hochlandwanderung hier im Ngorongoro in Angriff nähme. Ich will hoffen, dass die Herrschaften nichts dagegen haben, schließlich ist mein Blog nicht kommerziell. Tja, und dass es so schnell gehen würde, dass ich nur wenige Monate später wieder hier sein würde, das hätte ich wirklich selbst nicht gedacht. Und, dass meine August-Crew fast geschlossen wieder mitfahren würde, das hätte ich erst recht nicht gedacht.

Nachmittags im WLAN trudeln unwillkommene Nachrichten ein. REISEN VERBIETEN. INTERNATIONALEN FLUGVERKEHR EINSTELLEN. Wir trinken erst einmal ein Bier, lesen etwas widerwillig die News und schauen einander fragend an. Das ist unschön, besonders mit der Aussicht auf die kommenden drei Tage ohne jeden Empfang in den Ngorongoro Highlands. Was nun?

Jörg, gewiss kein Plappermaul, ergreift das Wort, schaut mir in die Augen und sagt mit einer Mischung aus Nachdruck und Erstaunen: „Du glaubst doch nicht, dass ich jetzt nach Hause fliege!“ Und dem ist irgendwie nichts mehr hinzuzufügen. Hakuna Matata. Und, Gin&Tonic, bitte!

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