Ein Fön mit „wumms“, eine Badewanne und ein durchgehend kühles Zimmer überzeugen mich schnell wieder von allen Vorzügen der Zivilisation. Heute morgen kann ich mich für Neues wieder frohen Mutes öffnen, vertraue Abis Plan für den Tag und latsche hinterher. Wir besuchen das ‚Old Edmonton Fort‘, ein Freilichtmuseum vor den Toren der Stadt, das den Besucher geschickt auf eine Zeitreise schickt: mit einer originalen West Canada Railway-Dampflok fahren wir ans andere Ende des Geländes, wo das alte Fort Edmonton wieder auferstanden ist. Wir sind beide begeistert von der Machart, der Liebe zum Detail und der Fülle an Informationen, die anschaulich vermittelt werden. „Well, I am late to grab my paper today, it’s Sunday“ sagt ein rot uniformierter Soldat zum Verleger des „Edmonton Bulletin“, als ich das Haus des Druckers in der „1885er Street“ betrete. Später, als ich es Abi zeigen will, kommt der gleiche Satz wieder und ich verstehe, wie viel Mühe die schauspielerisch talentierten Mitarbeiter sich geben, um den Besuchern ein möglichst – jetzt komme ich um das Wort nicht drum herum – authentisches Erlebnis zu verschaffen. Ich find’s klasse. Dieser typische Siedler-Straßenzug aus der Jahrhundertwende und ein weiterer aus den 20er Jahren bringen uns zurück zum Eingangsbereich, wo die schottisch-keltische Community der Stadt heute Highland Games abhält. Dudeldidudel!
Am Nachmittag vollende ich mein Ranch-Video und wir chillen im hoteleigenen Pool. Genug Programm für einen Tag.
Montag, 10.7.
Es ist Regen angesagt, der aber ausbleibt. Trotzdem entscheiden wir uns gegen den Elk Island Nationalpark (50 km wieder zurück in die Richtung aus der wir kamen sind einfach nicht drin) und besuchen stattdessen die West Edmonton Mall. Junge! Ist die groß. Shop till you drop. Ein riesiger Freizeitpark (überdacht!) ist ebenso Teil des Ganzen wie ein Aquarium und eine riesige Badelandschaft mit vielen langen Rutschen. Da wollen wir hin! Wir schlendern an den Geschäften entlang, erstehen für Abi ein Abercrombie&Fitch-Shirt (wenn wir schonmal in Amerika sind) und zeigen dem Schwimmbad später den Vogel: 80 Dollar für zwei? No, thank you.
Stattdessen statten wir dem Vorort ‚Old Strathcona‘ einen Besuch ab, was eine sehr gute Idee ist: endlich ein hübsches Fleckchen in Edmonton. Man muss ohnehin feststellen, dass Edmonton letztlich ein riesiges zusammengewachsenes Gebiet ist, wo offenbar jeder immer so gebaut hat, wie es ihm gerade in den Sinn gekommen ist. Schön ist das freilich nicht. Mein lieber Freund Sven würde jetzt zu mir sagen: ‚Siehste Maren, darum sind Bauanträge und die Bauaufsicht eine sinnvolle Angelegenheit.‘ Right to, Sven.
Jedenfalls ist dieses Old Strathcona jenseits des Flusses meine Empfehlung für die Übernachtung, falls einer von Euch mal nach Edmonton kommt. Beispielsweise das ‚metterra Hotel on Whyte‘ macht einen guten Eindruck und liegt ideal. Ich habe aber auch Hostels gesehen. Hier gibt es endlich die von mir in Downtown vermissten kleinen Läden, hübsche Cafés, Pubs, Taverns, ein altes Kino und sogar einen – man glaubt es kaum – Buchladen.
Bei einem Spaziergang im Park über dem North Saskatchewan River lasse ich mich später von den allgegenwärtigen (tschuldigung) Kackbratzen stechen, obwohl ich mich genauso eingesprüht habe wie Abi, aber wir schießen immerhin ein schönes Foto von der Skyline. Mit den Mücken muss ich mich wohl noch eine Weile abfinden. Man kann nicht alles haben.
Also schlaft gut daheim, wir gehen jetzt im Hotelpool schwimmen und später bügele ich unsere Sachen, denn hier im Zimmer gibts ein Bügeleisen und so haben wir diesen 3-Day-Stay für eine erste Wäsche genutzt und die Laundry-Kosten vermieden. Das gesparte Geld trinken wir lieber aus. Cheers.