Ich hatte es bei Buchung befürchtet, dass ich mich selbst dafür verfluchen würde: Um 150 Euro pro Nase einzusparen, habe ich den Flug via Salt Lake City gewählt und die Direktflug Option nach Denver ausgeschlagen. „Ach, 6:15 ist eine akzeptable Abflugzeit“ fand ich, „mit dem Airport Hotel in Calgary muss man da doch frühestens um 3 Uhr aufstehen. Geht doch mal im Urlaub.“ Was für eine dämliche Idee! Kunden hätte ich nie dazu geraten. Ganz zu schweigen davon, dass ich mich nun mit meiner lästigen Flugangst ein zweites Mal an diesem Vormittag in eine fliegende Zigarrenkiste begeben darf! Zu Hause am Reservierungssystem habe ich mir selbst gegenüber noch ’ne dicke Lippe riskiert. „Aaaach, fliegen ist sicherer als Fahrradfahren, Maren. Use your brain.“
Apropos 3 Uhr aufstehen: Ich habe ein neues iPhone 7 mit, um die Panono Bilder zu speichern, das mir darüber hinaus zuverlässig als einziger Fotoapparat und Videokamera in eins dient. Wer eines hat: schon mal den Weckton auf „Wecker“ eingestellt? Bääm Bääm Bääm – klingt so, wie ich mir einen Alarm vorstelle, der ausgelöst wird, wenn ein Atomkraftwerk explodiert! Erfüllt aber seinen Zweck.
Wie immer finde ich nach Erreichen der Reiseflughöhe meine vorherige Angst ein bisschen übertrieben und denke, wie bei jedem Flug, an die überzeugenden Ausführungen unseres ehemaligen Praktikanten Peer S. über die Physik des Fliegens, was Tragflächen so alles aushalten und wie lange eine Maschine bei Ausfall aller Triebwerke noch segeln kann. Das beruhigt, zumal wir uns nicht mitten über dem Pazifik befinden. Und schon beginnt der Landeanflug auf Denver, die ‚Mile High City‘, die einer Studie zufolge die lebenswerteste Stadt der Staaten sein soll.
How to find the Denver Tourist Info
Eigentlich ist es in amerikanischen Städten sehr leicht, sich zu orientieren denn sie sind meist im Schachbrettmuster angelegt und die einen Straßen heißen simpel Streets und sind aufsteigend nummeriert, die querenden dazu sind die Avenues und ebenfalls nummeriert. Auf unserem groben Stadtplan lässt sich die ‚Info‘ damit ziemlich genau lokalisieren. Nur leider ist sie nicht dort, wo sie sein soll. Wir irren bei beginnendem Tröpfelregen und mit knurrendem Magen in der Gegend herum, als ich ein winziges Hinweisschild entdecke. Geradeaus, aha. Jetzt rechts! Und plötzlich stehen wir direkt davor und treten ein. Ein glatzköpfiger älterer Herr mit Humor begrüßt uns freundlich „Hey, wie habt Ihr uns denn gefunden?“ Wir müssen alle lachen. „Wo ein Wille ist, ist auch ein Weg“ antworte ich. Wir werden mit einem besseren Stadtplan und mit vielen fix von Hand eingezeichneten Tipps für den morgigen Tag ausgestattet.
Jetzt aber zackig, ich habe Hunger! Wir suchen uns ein Open Air – ja was ist das hier – ein Restaurant? Eher nicht. Eine … ‚First Floor Open Air Burger Station‘ , das trifft es wohl, und bestellen uns jeder ein fettes, großes Exemplar. ‚Mit Ketchup kann man eigentlich alles essen‘ sagt Abi immer.
Das hier allerdings… wird mir mit Sicherheit schwer im Magen liegen. Die eisigen Chlor-Klötze, auf die die Amis so stehen, verleihen der begleitenden Cola light zudem einen besonders abartigen Geschmack und ich nehme mir vor nicht wieder zu vergessen, Getränke ohne Eis zu bestellen.
Der erste Eindruck von dieser Stadt ist heterogen: der Flughafenzug war blitzeblank und modern, die Straßenzüge im Zentrum machen einen guten Eindruck. Das Öl hat hier offenbar für erkleckliche Steuereinnahmen gesorgt. By the way: Wer erinnert sich noch an John Carrington und Alexis Colby? 🤠
Die Kulisse mit den Wolkenkratzern vor den Rockies hat was. Aber die Bettler an so gut wie jeder Straßenecke gehen nicht spurlos an uns vorbei. Ein paar Plakate gegen die Aufhebung von Obamacare fallen ins Auge. Ich sehe aber auch Plakate pro Abschaffung. Ein tief gespaltenes Land ist unser Gastgeber für die nächsten zwölf Tage und wir werden versuchen, uns nicht von einem wild gewordenen Polizisten erschießen zu lassen. Gute Nacht!