Tag 25, 27. Juli: Grand Canyon 

Die 180 Meilen bis Las Vegas fliegen auf der Interstate 15 an uns vorbei und wir erreichen die bunte Wüstenmetropole bereits mittags. Auf einem Rasthof vor den Toren der Stadt zocken Trucker an einarmigen Banditen, wir essen eine Kleinigkeit und Abi besorgt uns einen Stadtplan.
Ich schaue mich um und, hey, Christian, ist das hier nicht die alte Karre von Captain Bufort T. Justice ? 😆

Buford T. Justice's Karre?

Den Schneemann hab ich auch gefunden:
Schneemann

Nur von Bandit keine Spur.

Als wir noch Kinder waren, haben mein Freund Christian und ich die Schlechtwettertage vor Onkel Heinz‘ Videogerät verbracht, denn so etwas Neumodisches gab es bei mir zu Hause nicht. Wir hatten Anfang der 80er sogar nur genau drei Sender, nämlich ARD, ZDF und N3. Nun, unser absoluter Lieblingsfilm, den wir ich-weiß-nicht-wie-oft gesehen haben in den Jahren, war „Ein ausgekochtes Schlitzohr“ oder kurz „Bandit“, wo zwei Chaoten eine Fuhre Schnaps illegalerweise und in zu kurzer Zeit von einem US-Staat zum nächsten bringen sollen. Unterwegs kriegen sie mächtig Theater mit der Polizei in Form von Captain Bufort T. Justice und seinem trotteligen Sohn… Aber ich habe auch liebevolle Erinnerungen an solche Highlights der Filmgeschichte wie „Zwei Nasen tanken super“ oder „Der stählerne Adler“. 

114° F Außentemperatur zeigt das Thermometer, als wir unseren lieb gewonnenen, zuverlässigen Nissan abgeben und ich frage mich, wie man hier freiwillig leben kann. Als wir zu Fuß den Ausgangspunkt unseres Helikopter-Ausflugs erreichen, habe ich keine trockene Faser mehr am Körper. Zum Glück ist der Bus klimatisiert und wir quälen uns durch die Rushhour hinaus zum Helipad bei Boulder City. „Hi, my name is Hans and I am from Belgium“ begrüßt uns ein freundlicher Pilot in kurzen Hosen „where are you from?“ Außer uns steigt noch eine schweizer Familie aus Luzern an Bord und ich freue mich, dass mein „Front Seat Booking“ geklappt hat.

Und ab geht die Post zu einem aufregenden Flug über den Hoover Damm und eine Wüstenlandschaft mit künstlichen Stauseen bis zu dem Ort, von dem wohl jeder Mensch auf dieser Welt einmal in seinem Leben gehört hat: Zum Grand Canyon.
Hans steuert mal hoch oben, mal tiefer über den Ebenen auf die Abbruchkante zu und rechts und links sehe ich weitere rote Hubschrauber am Himmel das gleiche Ziel anfliegen. Die Kulisse ist schwer zu beschreiben – überwältigend, umwerfend, aufregend – und dann sind wir plötzlich mitten drin in diesem Weltnaturerbe und unter uns glitzert der Colorado River in der Abendsonne. In weiten Bögen fliegen wir hindurch und meine Gedanken verlieren sich gerade in ein Quidditch-Spiel, als Hans den Hubschrauber auf einem Vorsprung über dem Fluss tief unten im Canyon landet. „Macht ein paar Bilder und kommt dann rüber zu mir, aber lauft nicht zu weit weg, hier gibt es Schlangen“. Oh! Anacondas werden es schon nicht sein, hoffe ich, und wir genießen den einmaligen Augenblick bei einem Gläschen eisgekühltem Champagner, den Hans lächelnd ausschenkt.
Zum Sonenuntergang sind wir wieder in der Luft und verabschieden diesen Tag aus der Vogelperspektive mit Adrenalin im Blut und Glück im Herzen.

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