Heute soll es sein, wir machen uns auf den Weg nach Hana. Diese enge, kurvenreiche Küstenstraße um die Ostflanke der Insel ist berühmt für viele Wasserfälle in dichter Regenwald-Vegetation und bietet immer wieder spektakuläre Aussichten auf den Ozean.
Oder, wie der Reiseführer so schön schreibt: „Eyepopping“. Da muss ich doch irgendwie spontan an einen gewissen Weißen Hai denken. Spaß beiseite.
Zuerst halten wir am Surfer-Strand hinter Pa’ia und bewundern die friedlich schlafenden Schildkröten im ersten Licht des Tages. Schon dafür hat sich der frühe Start heute Morgen gelohnt!
Wie bei vielen angeblichen „mega Highlights“ ist meine Erwartung für die ‚Road to Hana‘ dann anscheinend unangemessen hoch. Schöne Straße, aber hier sind mir mit Abstand zu viele Menschen unterwegs. Obwohl wir früh dran sind, gibt es immer einen Nissan-Altima Fahrer vor mir, der vor jeder Kurve mit beiden Beinen auf der Bremse steht. Das nervt mich schonmal gewaltig. Irgendwo im Regen, vielleicht 10 Meilen vor Hana, stehen wir dann im Stau. Roadworks. Wir schauen uns das ein paar Minuten mit an, und dann sind es nur zwei-drei Handgriffe und der wendige, kleine Jeep hat die Nase in entgegengesetzter Richtung. Wie befreit gebe ich Gas und wir brausen die Straße zurück bis zur Kreuzung, wo die 365 in die Uplands führt. In Makawao, einer Cowboy- und Rancherstadt, bestellen wir uns erst einmal ein ordentliches Frühstück und schauen uns hinterher um. Die Hauptstraße sieht aus wie eine Westernfilmkulisse. Im ‚Rodeo General Store‘ bedient uns ein netter junger Mann. ‚Sprecken Sie deutsch? Ick habe aufgewachsen in Hamburg bis ich war 12 Jahre aber jetzt ick bin Amerikaner!‘ Süß, er freut sich, ein paar Worte Deutsch zu sprechen und nach diesem Schwätzchen und dem ausgezeichneten non-Touri-Frühstück ist auch unsere Laune wieder da, wo sie hingehört.
Wir cruisen durch die üppigen Uplands mit ihren Ranches, Pferdekoppeln und Viehweiden. Hier geht auch die Straße zum Vulkan ab, aber für uns nicht heute. Wir fahren stattdessen die Hana-Ringstraße in entgegengesetzter Richtung bis hinunter ans Meer, wo sie später für kurze Zeit Einbahnstraße wird.
Da haben wir den Massen ein Schnippchen geschlagen! Kein Mensch außer uns weit und breit! Diese Ruhe! Selbst die allerfrühesten Vögel können es anders herum noch nicht bis hierher geschafft haben. Jetzt gefällt mir die Landschaft sehr, weit geht der Blick bis hinüber nach Big Island, wo sich der Gipfel des Mauna Kea deutlich am Horizont abzeichnet. Wind, Wolken, Sonne, Brandung und sonst Stille. Traumhaft! Wir haben zwar jetzt vielleicht nicht alles gesehen, aber mit Sicherheit haben wir heute nichts verpasst.
Ich fahre später noch für einen Sprung ins Meer in die Kapalua Bucht und als ich zurückkehre, hört Abi den Hamelner Lokalsender Radio aktiv über eine Radio-App, und das mitten im Pazifik auf Hawaii. Verrückte vernetzte Welt!