Wir liegen in der Bucht von Hakahau auf der Insel Ua Pou und schaukeln sanft vor uns hin. Die Sonne lacht durchs Fenster herein und wir freuen uns auf einen Tag ohne großes Programm. Man hätte heute morgen an einer Wanderung teilnehmen können und zu Mittag gibt es eine Tanzvorführung der berühmtesten Gruppe aus dem Südpazifik im Ort, aber die kommen bestimmt auch mal zur ITB… Heute müssen sie jedenfalls ohne uns zwei im Publikum auskommen. Bei aller Seefahrerromantik lassen sich die Hitze, die Luftfeuchtigkeit und die Moskitos nicht dauerhaft ignorieren. Aber das wussten wir alles vorher und das ist nun einmal Teil der Authentizität dieser Reise, die uns körperlich einiges abverlangt. Ich wundere mich, wie gut die teilweise wirklich alten und klapprigen Leute das Klima wegstecken. Die beste ist eine englischsprachige Lady mit Schalk im Nacken, ich liebe sie einfach: sie mag um die 80 sein, sie ist recht umfangreich, geht an zwei Stöcken und mit dicken Spezialschuhen und hat wirklich Mühe auf den Beinen zu bleiben, insbesondere bei Seegang. Aber sie lacht die ganze Zeit laut und von Herzen über sich selbst und ihre Unbeweglichkeit. Keine Klagen, alles was man sieht, ist ihr immer strahlendes Gesicht. Eine tolle, tolle Frau, mit der das Leben mit Sicherheit zu keiner Minute langweilig ist. Bewundernswert.
Nachmittags höre ich mir den Vortrag des an Bord befindlichen Lektors und Professors für Archäologie Indiana Jones, kleiner Scherz, Terry Hunt über Rapa Nui an. Er hat ein Buch mit dem Titel „The Statues that walked“ geschrieben und nachgewiesen, wie die Figuren auf den Osterinseln an Ort und Stelle gekommen sind. Es ist eine wunderbare Vorlesung, ich könnte ihm ewig zuhören und kann nur jedem, der sich für die Osterinseln interessiert, sein Buch ans Herz legen oder alternativ das Heft von National Geographic Ausgabe July 2012.
Den restlichen Nachmittag verbringe ich an Bord und treffe o.g. Lady und wir kommen ins Gespräch. Leonie heißt sie, kommt aus Auckland und wir haben eine wunderbare Unterhaltung über die Schönheit der Natur, die uns umgibt. Ihr Lachen ist einfach ansteckend, hier sind wir:
Wir fahren eine ganze Weile an der Insel entlang und in einer Bucht nehmen wir die Hochseeangler mit ihrer kleinen Yacht wieder an Bord. Das ist gut, denn diese Bucht ist zum Sterben schön und in der Abendsonne wird sie von Minute zu Minute immer noch schöner. Seevögel kreisen über uns, die Wolken verschieben sich über den spitzen Zacken der felsigen Küste, ein Kanu kommt längs vorbei und ein Wind bläst auf der Brücke. Ist das großartig hier!