Achterbahn

Wie oft habe ich da nun schon drin gesessen, in der SA 261 nach Jo’Burg. Auch dieses Mal werde ich nicht enttäscht – es ist und bleibt meine Lieblings-Fluggesellschaft. Mein Sitznachbar kommt aus Löhne und freut sich auf eine große Namibia-Botswana-Kombi mit seiner Frau. Wir verstehen und blendend und haben schnell jeder zwei kleine Flaschen Pinotage am Start. Die Verpflegung an Bord ist wie immer beispielhaft. Nur etwas kühl ist der Rebensaft, daher packen wir ihn uns jeweils in die Jacken-Innentasche. „Wie die Penner“ lacht der pensionierte Polizist, wir pütschern uns später noch einen Gin Tonic und ich kann erwartungsgemäß gut schlafen. „Keep your seatbelt fastened, it’s gonna be a bumpy ride“ – davon sollte ich nichts mehr mitbekommen.

Am nächsten Morgen dauert die Immigration ewig, weil nur zwei Schalter geöffnet sind. „Wie in Hannover bei der Post“ unkt ein Kunde. Noch lachen wir, aber das werden wir später noch bereuen.

Mein lieber Ralf Döpke musste wegen eines Notfalls in der Familie in Hamburg vorbeischauen und kann erst am 20.11. zu uns stoßen, aber seine Stellvertreterin bemüht sich nach Kräften, ihn best möglich zu ersetzen. Was wir allerdings alle nicht ändern können, das sind die fehlenden 90 Minuten, die wir am Flughafen heute Morgen verloren haben. Unser Busfahrer gibt alles und wir erreichen die Lodge letztlich nur 30 – 40 Minuten später als vorgesehen, aber genau diese Zeit fehlt uns jetzt. Nach der für die meisten miesen Nacht an Bord und 400 km, d.h. guten sechs Stunden im Bus, ist es für niemanden das größte Vergnügen, ungekämmt und fern der Heimat die Tasche ins Zimmer zu pfeffern und sofort Gewehr bei Fuß zum abendlichen Game-Drive bereit zu stehen. Zum Glück habe ich mir mit meinen Käsespießen Vorschusslorbeeren ergattert, die jetzt vermutlich verhindert haben, dass ich die ersten Sprüche kassiere. Für die ich übrigens jedes Verständnis gehabt hätte. Es ist mega anstrengend und jeder hätte gerne erst einmal etwas getrunken oder sich kurz in Ruhe frisch gemacht, da bin ich selbst keine Ausnahme. Aber: Das ist nicht drin.

Wir fahren also los und in den ersten zwanzig Minuten sehe ich nichts als ödes Buschland. Und Impalas. Und dann mausert sich diese Sunset-Safari zu einer in jeder Hinsicht besonderen Erfahrung: Wahnsinnig selten zu sehende Wilde Hunde, Nashörner, Baby-Hyänen und viele mehr spazieren vor unsere Linsen, während die Sonne glutrot am Horizont verschwindet. Auch Elefanten und Zebras geben sich die Ehre und all der Stress ist aus den Gesichtern der Gäste gewichen, ich sehe stattdessen jetzt vor allem Staunen, Glück und Freude.

This is Africa – reg Dich nicht auf, Maren, sage ich zu mir selbst. Denn es nutzt nichts. Fülle ihre unsinnigen Formulare aus und lächle. Nimm es wie es kommt und lass Dich darauf ein. Dann kannst Du alles zehnfach zurückbekommen, von diesem Kontinent, auf dem die Uhren anders ticken.

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