Ich fliege also nochmal nach Afrika. Ich erwarte nicht, dass das jedem gefällt. Erfreulicherweise gibt es aus dem persönlichen Umfeld entweder Zuspruch oder begründete Äußerungen der allgemeinen Besorgnis.
Aber ich frage mich doch: Was erlaubt sich eigentlich die Medienlandschaft quer durch alle Kanäle gerade? Kann es wahr sein, dass ich mich rechtfertigen muss, nur, weil ich es wage, meine afrikanischen Geschäftspartner und Freunde nicht im Stich zu lassen?
Oh, wie mir dieses eindimensionale schwarz-weiß-Meinungshoheit-Besitzertum-Gehabe auf die Nerven geht! Ganz so einfach ist es leider nicht. Mein Vater hat immer gesagt, er beneide diese Menschen, die immer genau wissen, was richtig und was falsch ist. Denn die bräuchten ja nie nachzudenken.
Wer Reisende in sogenannte Risikogebiete als egoistische potentielle Gefährder der Gesellschaft brandmarkt, den würde ich gerne fragen: Was sind denn Risikogebiete? Die definiert das RKI. Was weiß das RKI über die Maßnahmen der TATO in Tansania? Ich bin überzeugt: Wüßten sie mehr, dann würde Tansania nicht auf dieser Liste verbleiben. Privatreisen in geschlossenen Personenkreisen durch die Natur in Unterkünften, die klein und oft zu vielen Seiten offen sind. Mitarbeiter in Camps, die sich strikt an ein ausgefeiltes Hygienekonzept halten, weil sie die Notwendigkeit verstanden haben.
Ich sehe absolut ein, dass es schwierig ist, solche Listen zu führen. Dass es unwahrscheinlich viel Arbeit ist. Aber man muss doch jedes Land für sich betrachten! Genauso, wie man jeden Fall eines Menschen an der Grenze, der Asyl sucht, individuell betrachten muss. Respekt ist keine Einbahnstraße! Wir können doch nicht Millionen Menschen in die Perspektivlosigkeit schicken, nur, weil wir keine Zeit haben, zu prüfen. Denn das ist es, was droht in Afrika. Da gibt’s kein Kurzarbeitergeld!
Sollten wir uns wissenschaftlich begründet darauf einigen, dass CORONA zu viele Unwägbarkeiten im Schlepptau hat, wir nicht genug wissen und uns zum Wohle der Menschheit entschließen, Europa weiter abzuriegeln. Sollte man dann nicht vollumfänglich dazu stehen? Dann muss man das eben tun, aber dann darf man die möglichen Konsequenzen nicht ausblenden und sich der Verantwortung dieser Entscheidung nicht entziehen: Wer zahlt dann für den Erhalt der Serengeti, wer sorgt dafür, dass Unruhen ausbleiben, weil dem Motor der afrikanischen Wirtschaft eine Eisenstange ins Getriebe geschoben wurde? Wer verhindert, dass sich neue Flüchtlingswellen in Gang setzen? Denn das wollen wir ja auch nicht.
Es ist natürlich einfacher, aus der Position der vermeintlichen moralischen Überlegenheit mit dem Finger auf uns Touristiker oder Reisende zu zeigen, die den Mut zu einer eigenen, reflektierten Entscheidung haben. Damit meine ich Vertreter aus Politik und Presse gleichermaßen, weil man sie zunehmend nicht mehr unterscheiden kann.
Aber da müssen Sie, groß geschrieben, schon mit Widerspruch rechnen.