“Karibu Nyumbani!“ sagt der Immigration Officer mit dem schönen Namen SILVESTER bei Einreise und lächelt mich warm an, während er meinen Reisepass für den obligatorischen Stempel durchblättert und auf der Suche nach freien Seiten etliche vorherige Zeugnisse meiner Vergangenheit mit diesem Land erblickt. „Willkommen zu Hause!“
„Und jetzt: Daumen biiitte“ fordert er mich stolz auf Deutsch auf. „Und jetzt linke Hand ganz!“ Ich folge den Anweisungen, während er mir mitteilt, dass er mehr Deutsch lernen möchte, um die Gäste gebührend willkommen zu heissen. Herzerwärmend. For this is Africa.
Unsere Unterkunft für die kommenden zwei Nächte liegt zwischen Usariver und Momella und ist ein großes freistehendes Haus mit zwei Schlafzimmern, weiteren Schlafmöglichkeiten im offenen Obergeschoss und uriger Wohnküche. Wie immer werden wir kulinarisch aufs Beste verwöhnt und genießen die Abgeschiedenheit auf dem Land. Die Maracujas für den Spritzer Frucht im G&T sammeln wir selbst im Garten auf während zwei neugierige Buschbabys Gesellschaft leisten.
Gastgeberin BARBARA ist eine tolle Frau. Schweizerin, einst geboren als Tochter eines Arztes im Kongo, hat sie den Großteil ihres Lebens in Afrika verbracht. Wenn sie aus dem Kongo erzählt (meinem Traumziel Nummer 1) hänge ich an ihren Lippen und stimme direkt zu, als sie eine gemeinsame Kanu-Tour durch ihre alte Heimat vorschlägt. Ich hoffe, es wird eines Tages Wirklichkeit und war nicht nur dahingesagt.
„Diese Kerze hat eine Geschichte“ weiß sie zu berichten und zeigt auf die Flamme. „Als es vor zwei Sommern so furchtbar stark geregnet hat am Mara hat es etliche kenianische Camps weggeschwemmt. Diese Kerze ist auf tansanischer Seite angelandet. Ich habe sie aufgesammelt und nun leuchtet sie Euch hier und heute zur Guten Nacht.“ Erzähl weiter, denke ich bei mir, und hör am besten gar nicht wieder auf… Erzähl mir vom Kongo der 50er Jahre und von dem großen Abenteuer, das Dein Leben ist.
Wir sind zwei Nächte zu Beginn hier, das ist nach dem langen Flug immer angenehm, bevor es auf Safari geht. Dass es bei dieser Reise auch so ist, verdanken wir allerdings Mirko, denn ich wollte eigentlich nicht zu viel Zeit investieren. „Maren, wenn wir einen Tag später zurückfliegen ist das Business Ticket 500 Euro billiger pro Person. Können wir nicht einen Tag länger in der Serengeti bleiben?“ hatte er bei Buchung angemerkt. Mit war das nicht aufgefallen, denn es gab keine Meilentickets mehr und so hatten Silke, Stephan und ich nur nach Eco-Tickets geschaut. „Verstehe ich das richtig?“ hab ich ihn also gefragt. „Wir sollen alle 500 Euro mehr bezahlen (denn das ist es so ungefähr, was ein Tag in der Serengeti kostet), damit du 500 Euro sparst?“
So haben wir also lieber die Safari einen Tag nach hinten geschoben und genießen ein sehr entspanntes Ankommen jenseits der Nationalparks. Eine tolle Fügung, denn es ist einfach nur herrlich hier. Mirko lässt unterdessen keine Gelegenheit aus uns ein ums andere Mal zu fragen, wem genau wir diese chillige Ankunft denn nun eigentlich verdanken. Er ist und bleibt ein charmanter Spaßvogel.
Wir fahren heute ein bisschen mit meinem Freund und Safari-Guide Aminielli durch die Gegend, schlendern über den Zentralmarkt von Arusha und schlagen uns in der Stadt den Bauch mit Burgern voll. Im Africafé trifft man eigentlich immer Reisende aus aller Welt, aber heute ist es viel zu leer. Als wir zurück zum Auto gehen folgt uns eine amerikanische Lady und spricht uns an. „Ich habe Sie gerade im Café gesehen. Ich lebe hier und ich möchte Ihnen danken. Danke, dass Sie hier sind. Sie werden so dringend gebraucht. Haben Sie eine wunderbare Reise!“ Schluck!
Abends kommt Melky vorbei, noch ein Safari-Guide, für den ich ein paar Geschenke im Koffer hatte. Er war letzte Woche mit Gästen von uns unterwegs und berichtet von unzähligen Tieren der Great Migration in Ndutu. „Es ist alles voll, Maren. Sie sind spät dieses Jahr, aber jetzt sind sie alle da. Freu Dich drauf, es wird unglaublich!“
Wilson ist indes schon vorausgefahren, denn wir fliegen morgen früh direkt nach Seronera Airstrip. Dort sammelt er uns auf und ab geht’s.
„Wir mussten einen Sitz ausbauen, damit das ganze georderte Bier reingeht!“ sagt Corina und grinst von einem Ohr zum andern. Tja. So ist das, wenn man Mirko dabei hat.
Das kann ja noch heiter werden.
Ich schätze, ich werde berichten … 😉










