Juhu, ich habe weder schlimmen Muskelkater noch wunde Beine vom gestrigen Ritt. Um sechs bin ich hellwach und steige auf den nächstbesten Hügel, um den Sonnenaufgang zu sehen. Zu spät – aber trotzdem herrlich. Das Morgenlicht glitzert auf dem tiefblauen See und den mit Tau bedeckten Hügeln der Prärielandschaft. Ich habe die Panono (360-Grad Kamera) mit und muss endlich mal das Werfen üben. Hierzu muss man die Kamera möglichst senkrecht und rotationsarm in die Höhe werfen und sie löst dann automatisch in dem Augenblick aus, wenn sie an Höhe verliert. So weit, so einfach. Dachte ich. Meine ersten zwanzig Würfe sind allesamt erfolglos. „Nööötnööt“, macht die panono, kein Foto. Zu viel Rotation. Mein vorrangiges Problem ist allerdings, das 1800 €-Reisebüro-Eigentum nicht fallen zu lassen! Irgendwann gelingt mir ein Bild und ich kriege langsam den Dreh heraus, als eine Art Hirsch, ein „White Tail Deer“, wie ich später von Grace lerne, meinen Weg kreuzt, in aller Seelenruhe durch das Ranchgelände marschiert und hinter dem nächsten Hügel verschwindet.
Unsere Küchenfee hat später ein wunderbar deftiges Frühstück nach meinem Geschmack bereit und schon geht das Spiel von neuem los, als George sich mit dem Quad aufmacht, die Pferde zu holen. Der zweite Tag im Sattel steht dem ersten in nichts nach, im Galopp merke ich meine lange Reitpause und finde nicht so richtig zu einer bequemen Sitzposition. Es ist sehr heiss, und so bewegen wir uns fast ausschließlich im Schritt voran, die Tiere leisten sowieso schon Schwerstarbeit, dauernd hoch und wieder herunter in diesem hügeligen Gebiet. Wir bringen auch heute wieder ein paar Kühe in die richtige Spur und stoßen dabei auf ein Kälbchen, das möglicherweise erst wenige Stunden alt ist. Ist das niedlich!
Wir sind an die sechs Stunden im Sattel und ich merke jetzt jeden Knochen. Wir Mädels verabreden uns nach dem köstlichen Dinner zur Entspannung im Whirlpool hinterm Saloon und ich bringe meine Fotos und Videoclips mit. Madelaine ist völlig aus dem Häuschen und will später alles noch einmal sehen. Es sind aber auch wirklich tolle Video-Aufnahmen von ihr dabei, die zu erzeugen mit meinem brav still stehenden Traumpferd kein Problem gewesen ist.
Und so endet ein weiterer Traumtag, heute mit der Erkenntnis, dass ich hier wohl nicht zum letzten Mal gewesen bin. Ich muss das Ulli zeigen. Wann, Schwesterherz?