‚Das Museum ist eigentlich geschlossen, aber wegen meiner Kontakte öffnet es nur für uns‘ sagt Ito-San. ‚Es öffnet dann konkret ein Raum nach dem anderen und wir müssen zusammen bleiben‘. Oh Gott. Das heißt, es gibt kein Entrinnen für mich.
Aber was ist das für ein Ort, dieses Miho-Museum? Auf jeden Fall ist es ziemlich außergewöhnlich!
Zwei reiche Frauen, Mutter und Tochter, haben einen berühmten Architekten engagiert, um einen Ort zu schaffen, wo sie ihre Sammlung antiker Kunstschätze aus aller Welt ausstellen können. Dafür wurde in den Wäldern außerhalb Kyotos ein ganzer Berg abgetragen und ein ziemlich einzigartiges Gebäude errichtet, das in der Landschaft verschwindet, weil der Berg anschließend über den Museums-Gebäuden größtenteils wieder errichtet wurde. Nur nicht über der Eingangshalle, die eine Mischung aus Bauhaus-Stil und chinesischer Architektur darstellt. Um dorthin zu gelangen, geht der Besucher durch einen langen, geschaffenen Tunnel, der den Übergang in eine andere Welt suggerieren soll. Ihr Utopia eben, eine Welt der Künste. Der ganze Bau ist eine Naturimitation. Stein sieht aus wie Holz, Bäume wurden versetzt, Berge wurden versetzt. Im ganzen Trara um den Bau und seine Schöpfer geht fast ein bisschen unter, wie außergewöhnlich schön die Stücke in der Ausstellung sind: Ein Mosaik aus Syrien, ein Weingefäß aus Persien, eine Bronzestatue aus China, eine Gottheit aus Ägypten, ein Relief von Ramses II, um nur einige zu nennen.
Während meiner Notizen heute Morgen war ich noch unentschieden, ob ich das Museum nun genial oder unmöglich finde.
Die Imitation der Natur ist in Japan an der Tagesordnung. Tamagotchis sind auch ein gutes Beispiel dafür. Mir ist die reine Natur näher. Der ganze Aufwand, der hier betrieben wurde, erscheint mir größenwahnsinnig. Der extra vors Fenster versetzte alte Baum, durch dessen Geäst die spät stehende Sonne genau hindurch scheint (oder zu scheinen hat?), mag nicht alleine stehen und wird von Seilen gehalten. Die Natur lässt sich eben nur bedingt künstlich in ein Schema pressen.
Mir scheint es, als würde das Tal der Pfirsichblüten durch diesen rebellierenden Baum ein bisschen aufbegehren.
Nachmittags besuchen wir den Ise-Schrein, den berühmtesten Shintu-Schrein des Landes. Er wird seit über 1000 Jahren alle 20 Jahre komplett erneuert, also einmal pro Generation. So wird das Wissen über die Machart behütet und weitergegeben. Fotos sind verboten, aber es gab auch ehrlich gesagt nicht viel zu sehen.
Die erhabenen alten Zedernbäume haben mich viel mehr beeindruckt.
Und nun gehe ich in ein japanisches Bad hier im Hotel! Ich bin gespannt, wie das ist. ☺️