“Dann guck Dir halt das Elend an!”, sagt der beinahe neunjährige Laines, schiebt die Blende hoch, schaut mich bedauernd an und zuckt mit den Schultern.
Condorflug DE 1612 ist startklar und – wie immer – verfluche ich innerlich den Tag, an dem ich gebucht habe. Meine Flugangst (starten!) ist etwas lästig und übrigens auch wenig kompatibel mit meinem Job. Aber dies ist Urlaub – Segeln im Ionischen Meer rund um Korfu mit guten Freunden. Herrlich!
Ich bedanke mich trocken für den Zuspruch und erkläre dem aufgeweckten Burschen, dass die Sonnenblenden bei Start und Landung immer hochgeschoben sein müssen. „Warum?“, kommt die unweigerlich folgende Frage aller Neunjährigen dieser Galaxie wie aus der Pistole geschossen, und jetzt bin ich es, die mit den Schultern zuckt. „Keine Ahnung, Laini, aber warte ab, gleich kommt die Durchsage dazu. Das sagen sie immer!“
Uuuuund Schub.
Zwei Tage später
Als ich die Augen öffne, blicke ich durch die Dachluke meiner Koje auf ein Sternbild, das aussieht wie ein Drachen. Es ist das erste was ich heute sehe und es ist wunderschön. Ganz sanft schaukelt das Boot in der Bucht einer unbewohnten vorgelagerten Insel an der Südspitze von Korfu, wo wir gestern spätnachmittags festgemacht haben. Würden die Sterne nicht so hell erstrahlen, dann wäre es stockfinster. Es ist so friedlich und klar, ich kann mir gar nicht vorstellen, dass heute noch dieser enorme Sturm aufzieht, der seit Tagen angesagt ist und uns ein wenig Sorgen macht. Bei 7-8 Windstärken und Gewitter müssen wir auf jeden Fall für die Nacht einen Hafen aufsuchen. Aber so konnte es ja auch nicht weitergehen! Weiterlesen „Hellas“